Die Zahl by Daniela Larcher

Die Zahl by Daniela Larcher

Autor:Daniela Larcher [Larcher, Daniela]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Roman
ISBN: 9783104000565
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2011-09-29T22:00:00+00:00


»Keine Sorge«, versuchte Capelli ihren Zweitobduzenten zu beruhigen. »Es ist dieses Mal nicht so schlimm wie bei Josef Anders.« Sie deutete mit dem Kopf auf die Bahre, die direkt an der Wand stand und mit einem weißen Tuch zugedeckt war. »Das Opfer kann nicht länger als eineinhalb Tage tot sein und weist deshalb auch keine Verwesungsspuren auf.«

»Trotzdem kann ich mir gerade schönere Dinge vorstellen, als einen Toten aufzuschneiden.«

»Hey«, Capelli knuffte ihm mit dem Ellenbogen aufmunternd in die Seite. »Sie haben sich letztes Mal ganz tapfer geschlagen. Ich kenne viele Ärzte, die das nicht so locker weggesteckt hätten wie Sie.«

»Das ist nett, dass Sie das sagen, aber ich bin mir sicher, dass ich mich letztes Mal ziemlich blamiert habe.« Er streifte sich langsam die Gummihandschuhe über.

»Nein, Sie haben das wirklich toll gemacht«, versicherte die Gerichtsmedizinerin noch einmal. »Sie waren vielleicht ein wenig grün im Gesicht und ein bisschen wackelig auf den Beinen, aber alles in allem haben Sie eine saubere Leistung hingelegt.«

»Ein wenig grün im Gesicht ist gut – ich wäre um ein Haar ohnmächtig geworden. Aber zum Glück waren Sie ja dabei.« Er lächelte verlegen, und Capelli stellte erneut fest, dass der junge Arzt irgendwie süß war.

»Was hat das denn mit mir zu tun?«, fragte sie.

Dr.Levi wurde ein wenig rot im Gesicht. »Nun ja«, stammelte er. »Ich, äh, fand Sie sehr sympathisch und wollte mir keine Blöße geben. Ich habe mich wirklich enorm zusammengerissen. Nun ja, ich war wahrscheinlich ... ähm ... nun ja ... wahrscheinlich trotzdem ziemlich unmännlich.«

Capelli, die nicht wusste, wie sie auf das unerwartete Kompliment reagieren sollte, zupfte nervös an dem Tuch herum, das die Leiche von Josef Anders bedeckte. »Na ja, sie waren vielleicht ein bisschen unentspannt, aber auf keinen Fall unmännlich«, sagte sie und musterte Dr.Levi. Er war nicht so anziehend und attraktiv wie Leander Lorentz, aber er war höflich und nett, und im Gegensatz zu Lorentz schien er sie wirklich zu mögen.

»Das heißt, Sie halten mich nicht für ein Weichei?«

Capelli schüttelte den Kopf. »Bisher nicht – aber schauen wir mal, wie Sie sich heute so machen.« Sie zwinkerte und reichte Dr.Levi ein Skalpell.

Er holte tief Luft. »Wenn ich heute eine gute Vorstellung hinlege, würden Sie dann vielleicht, ähm, mit mir essen gehen?«

»Wenn Sie hier und jetzt eine gute Vorstellung abliefern, dann werde ich es in Betracht ziehen.« Sie öffnete den Leichensack. »Aber jetzt wollen wir doch als Erstes mal sehen, was der Bäcker uns hier gebacken hat.«



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